Hallo ihr Lieben!

Heute möchte ich mit euch über ein etwas schwieriges Thema reden. Ich hab mir damit schon länger Zeit gelassen, denn ich wusste nicht genau wie ich das Problem angehen soll. Auslöser war der Artikel von Daria – er hat mich zum Staunen gebracht. Ich dachte bis jetzt, dass es an mir liegt. Dass ich eine Grundregel des Bloggens nicht verstanden habe oder die Leute mein Gesicht nicht mögen oder meine Art doof finden. Dabei ist es (leider) ganz einfach: ich bin zu kritisch. Diese Einstellung ist nicht neu – die begleitet mich schon lange. Ich bin jemand, der kein Problem hat sich mit genauen Fragen oder der Wahrheit unbeliebt zu machen. Reinhard Mey hat da mal eine Liedzeile geschrieben, an dich ich oft denken muss:

..wenn Du die Wahrheit sagst, laß draußen den Motor laufen,
dann sag sie laut und schnell, denn das Sprichwort lehrt,
wer die Wahrheit sagt braucht ein verdammt schnelles Pferd!

Das ganze Lied „Sei wachsam!“ könnt ihr euch hier anhören.

Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich eine der wenigen Bloggerinnen bin, die beruflich als Journalistin arbeitet. PR-Agenturen sind mein täglich Brot, mit ihnen kann ich überhaupt erst meine Arbeit machen und es geht viel leichter und schneller. Und ja – Redakteure und Blogger sind oft anstrengend, denn wir rufen kurz vor der Deadline an und brauchen schnell noch Material (am besten gestern!). Die PR Agenturen müssen dann springen oder haben Pech gehabt. Dabei ist das Ganze ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Was in meinem Job auch völlig ok ist. Während ich mir dort aber eine gewisse Unabhängigkeit bewahren kann (Stichwort Pressefreiheit), ist das als Blogger ganz anders.

Hier habe ich die Wahl: spiele ich so, wie die Firmen und PR-Agenturen das gerne möchten, fahre ich ein Mittelmaß oder bleibe ich unabhängig und wahrheitsgetreu? Dreimal dürft ihr raten, für was sich die meisten Blogger entscheiden.

Denn PR-Agenturen und Firmen mögen keine kritischen Blogger. Sie tun sich mit Bloggern im Allgemeinen schon schwer. Sicher haben sie erkannt, dass diese wichtig sind und auch Einfluss haben – aber dafür werden wir noch viel zu oft von den Unternehmen belächelt. Wir sind für sie eher billiges Werbematerial als eine Stimme der Öffentlichkeit oder der Presse. Einmal eingeladen, ein Beautyprodukt zum testen in die Hand gedrückt und zack – hat man eine positive, kostenlose und deutschlandweite Berichterstattung. Aber einen Blogger auszuladen, nur weil er zu Recht Kritik geäußert hat, so wie das Amelie auf der Fashion Week passiert ist, finde ich einfach nur einen ganz schlechten Stil. Und vor allem zeigt das eine wahnsinnig Unsicherheit. Kritik? Wird eliminiert! Damit können und wollen wir nicht umgehen! Dabei würde es wahre Stärke zeigen zu den Vorwürfen von Amelie zu stehen und diese zu beantworten. Aber nein, Agenturen und Firmen wollen am liebsten eine Prosecco geschwängerte Welt, in der jeder sich selbst feiert und alle anderen ebenso toll findet. Eine endlose Aneinanderreihung von Selbstbeweihräucherung und Selbstinszenierung, die folgsame Schafe begeistert beklatschen. So ein bisschen wie die Münchner Möchte-gern-High-Society.

Sorry.

Das konnte ich noch nie. Das werde ich auch nie.

Falls das hier eine Firma liest, die sich überlegt mit mir zusammen zu arbeiten. Gern! Aber ich bilde mir unabhängig von eurer Pressemeldung eine eigene Meinung. Ich erwähne die lobenswerten Seiten, äußere aber auch Kritik, falls ich welche habe. Ihr bekommt ein ehrliches Feedback. Wer damit nicht umgehen kann, ist hier falsch.

Und an meine lieben Leser: ihr könnt euch sicher sein, dass ich immer ICH bleibe. Oft genug hab ich erlebt, dass Blogs zu reinen Produktmeldungen verkommen sind, die lieblos geschrieben wurden. Ich kann euch vielleicht nicht so oft Gewinnspiele bieten oder die neuesten Beautyprodukte zeigen – dafür bekommt ihr hier immer meine ehrliche Meinung.

vielen Dank.