Hallo ihr Lieben!

Vielleicht seid ihr mir die letzten Monate schon fleißig gefolgt, vielleicht bereitet ihr euch aber auch gerade auf einen längeren Auslandsaufenthalt vor – so oder so ist ein längerer Aufenthalt im Ausland, besonders wenn man alleine reist, aufregend, neu und von einigen Gefühlsachterbahnen begleitet. Ich war fast vier Monate alleine mit meinem Auto in Schottland unterwegs. Wie es ist wieder da zu sein, erzähl ich euch jetzt.

Viele Leute haben mich kurz vor meiner Abreise gefragt, ob ich mich auf zu Hause freue und ob ich denn wieder kommen würde. Zu der Zeit war es kurz vor Weihnachten und die Sehnsucht nach Hause, nach den Bräuchen, Gerüchen, Menschen und dem ganzen Drumherum um Weihnachten sehr groß. Auf der anderen Seite war mir schmerzlich bewusst, dass meine tolle Zeit hier langsam dem Ende zugeht und in München wieder der Ernst des Lebens auf mich wartet. Als dann der Tag der Abfahrt kam, war ich völlig zerrissen – zum einen wollte ich für Weihnachten nach Hause und auch wieder in mein geliebtes München zurück, auf der anderen Seite wollte ich in Schottland bleiben. Als ich die schottische Grenze überquerte haben mir Tränen den Hals zugeschnürt und meine Fingernägel sich in das Lenkrad gedrückt. Der Abschied, so gern ich auch nach Hause wollte, war schlimm. Glaubt mir, diese Zerrissenheit begleitet euch die nächsten Wochen noch. Zuerst ist es total surreal wieder „da“ zu sein. Alles sieht so aus, als wäre man nur für ein paar Tage weg gewesen. Das Leben ist daheim weiter gegangen. Viele Leute waren überrascht, dass ich schon wieder da bin. Sie waren so mit ihrem Alltag, ihrer Arbeit und ihrem Hamsterrad beschäftigt, dass für sie die Zeit viel schneller vergangen ist als für mich. Mir kam es dagegen wie eine kleine Ewigkeit vor.

Ich hab so viel erlebt, dass man eigentlich nicht adäquat auf die Frage „Und, wie wars?“ antworten kann. Wie soll man das in Worte fassen, was man die letzten Monate erlebt hat? Die Aufregung als es los ging, das erste mal Einsamkeit fühlen, die ersten Freundschaften im neuen Land, das erste Mal Heimweh, die Fortschritte mit der neuen Sprache merken, die vielen atemberaubenden Aussichten und Dinge, die man gesehen hat, die stillen Abende vor dem Feuer oder kleine Krisen-Momente? Oder einfach nur, wie es ist alleine am Rande der Insel auf einer Felsenklippe zu sitzen und den Sonnenuntergang zu beobachten mit einem Ale in der Hand? Unbeschreiblich!

Man ist am Anfang noch so in seiner dortigen Reise-Welt gefangen, dass es schwer sein kann, wieder auf normalen Alltag umzustellen. Manche Dinge hab ich nicht vermisst wie z.B. kalte Räume und Öfen, die man immer erst mühsam selber anschüren muss, bis es warm wird. Dass danach alle Kleider, die man besitzt wie aus einer Räucherkammer riechen. Überhaupt die fehlenden Heizmöglichkeiten, auf die ich so oft gestoßen bin. Mittlerweile bin ich richtig erfinderisch, wenn es darum geht einen Raum mit alternativen Mitteln warm zu bekommen. Manche Dinge vermisse ich aber auch sehr. Die Weite der Landschaft, die wunderschöne Natur (die mir vor allem in der Stadt hier sehr fehlt), die schottischen Häuser und, ja, das Essen. Ich hab in meinem Leben noch nie so viel Hafer gegessen wie in Schottland. Hafer ist gefühlt in jeder zweiten Mahlzeit! Es hat mir geholfen, dass ich mir viele Lieblings-Lebensmittel von drüben mitgenommen habe, dann konnte ich mich an schweren Tagen ein bisschen wie auf meinem Roadtrip fühlen.

Jetzt, fast zwei Monate später, habe ich immer noch unheimliches Fernweh (Heimweh?) nach Schottland. Mir ist klar, dass mein Alltag hier nicht die täglichen „Wow“-Moment liefert, die einem auf einer Reise täglich vor die Füße fallen. Und um ganz ehrlich zu sein, waren die „Ich bin wieder da!“ Nachrichten in meine verschiedenen Münchner WhatsApp-Gruppe eines der besten Gefühle überhaupt. Aber trotzdem bleibt es dabei: eine so lange Reise, die man alleine macht, verändert einen. Einen Teil seines Herzens lässt man dort. Und die Rückkehr fühlt sich wie Liebeskummer an.

Was man dagegen machen kann? Nun in meinem Fall heißt die Devise: viel raus gehen und die schönen Seiten Bayerns besuchen, die wir definitiv haben! Nicht nur die Schotten haben Berge, Schlösser und Seen – das haben wir auch, aber vielleicht mit ein bisschen weniger Dramatik 😉